Information vom 14.11.2024 zur Smart Recycling Factory

Forschungsinfrastruktur der Smart Recycling Factory wird nicht gebaut

Trotz Förderzusage kann das zukunftsorientierte Projekt nicht nach dem ursprünglich geplanten Konzept realisiert werden – am 14.11.2024 lehnte der Aufsichtsrat der KAVG mbH die Umsetzung der Forschungsinfrastruktur ab. Die Erwirtschaftung des Eigenanteils birgt in der aktuellen wirtschaftlichen Situation zu viele Risiken. Der Standort soll trotzdem den Wandel zur Ressourcenwirtschaft vollziehen.

Hille (HSch). Mit dem zukunftsweisenden Projekt SMART RECYCLING FACTORY soll im Laufe der nächsten Jahre das Entsorgungszentrum Pohlsche Heide in mehreren Schritten zu einem überregionalen Innovationsstandort für Recycling und Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt werden. Dabei soll dieser nicht nur Umschlagplatz für wiedergewonnene Materialien und Recycling-Produkte sein, sondern ebenso ein Ort neuer Ideen und Innovationen im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft werden – durch den intensiven Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Nach sorgfältiger Abwägung hat sich der Aufsichtsrat jetzt gegen die Umsetzung der dazugehörigen Forschungsinfrastruktur gemäß dem derzeit vorliegenden Konzept entschieden. Obwohl das Projekt einhellig begrüßt wird, sind hierfür mittlerweile die finanziellen Risiken zu hoch.

Nachdem ursprünglich ein 80% Förderanteil für das Teilprojekt „Forschungsinfrastruktur Smart Recycling Factory“, kurz FIS-SRF, avisiert wurde, reduzierte sich dieser gegen Ende des letzten Jahres auf 50%. Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung vom 14.11.2024 ließen sich die Kreistagsfraktionen umfassend über den Sachstand und den nunmehr vorliegenden Förderbescheid informieren – die Umsetzung war bis zu diesem Tage noch mit einem politischen Vorbehalt versehen.

Ausführlich stellte Henning Schreiber, Geschäftsführer der KAVG mbH, den Businessplan des innovativen Bauprojektes vor, unter Berücksichtigung des deutlich höheren Eigenanteils. Anhand verschiedener Szenarien wurden unter veränderten Kosten- und Nutzungsaspekten die Chancen und Risiken des Projektes beschrieben und die daraus resultierenden Fragen gemeinsam mit der Politik erörtert. Unisono wurde das Vorhaben als zukunftsweisend und mit Blick auf eine zwingend erforderliche „echte“ Kreislaufwirtschaft als zeitgemäß erachtet, dennoch stellen die zu erwartenden Kosten – unter gesamtwirtschaftlich veränderten Rahmenbedingungen – für die KAVG ein zu großes Risiko dar. Aus diesem Grunde fällt die Entscheidung des Aufsichtsrates mehrheitlich gegen die Umsetzung des ambitionierten Projektes aus. Der Aufsichtsrat lobte ausdrücklich die Qualität des vorgelegten Businessplans als ausgewogene Entscheidungsgrundlage.

„Es ist schade, dass wir dieses Leuchtturmprojekt für OWL nun leider in der bisher vorgesehenen Art und Weise nicht umsetzen können“ so Schreiber. „Insbesondere, da neben den beteiligten Kolleg:innen im Team auch unsere assoziierten Partner der Campus OWL-Hochschulen bis zum letzten Tag auf eine Umsetzung gehofft haben“. Gefördert werden sollte hier die bauliche Begleitung im Sinne des zirkulären Bauens. Außerdem sollte ein sogenanntes „Industrial Metaverse“ errichtet werden. Das ist ein digitales Abbild der Realität, um mittels künstlicher Intelligenz und digitalen Zwillingen das Recycling weiterzuentwickeln. Ein digitaler Produktpass sollte das wieder Inverkehrbringen von Materialien vereinfachen.

„Auch wenn diese Entscheidung für alle Beteiligten ein harter Schlag ist – waren doch die letzten fünf Jahre geprägt von intensiver Vorarbeit und auch sehr positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung, der Politik, den involvierten Fachleuten und Partnern bis hin zur Landesregierung – so werden wir weiterhin alles daransetzen, den zwingend erforderlichen Wandel hin zu einer kreislauforientierten Ressourcenwirtschaft zu vollziehen“, stellte Henning Schreiber fest, verbunden mit dem Wunsch, in diesem Vorhaben weiterhin Unterstützung durch Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu erfahren. „So arbeiten wir derzeit gemeinsam mit den beteiligten Hochschulen mit Hochdruck weiter auf dieses wichtige Ziel hin“, so Schreiber.

Nicht betroffen von der aktuellen Entscheidung für die Forschungsinfrastruktur sind die bereits etablierten und ebenfalls geförderten Bausteine „Schülerlabor und Deponieklassenzimmer (zdi-MINT-Lab)“ sowie das „Kompetenznetzwerk“ der Smart Recycling Factory. „Beide Bausteine bilden in der Zukunft einen wichtigen Grundstock für die weiteren Aktivitäten in Richtung Umweltbildung, Forschung und Entwicklung sowie der Transformation der Abfallwirtschaft hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft“, so Schreiber.